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Das Junkerrat Eberstein

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Das Junkerrat Eberstein liegt im südlichen Teil des Fürstentums Felswacht, tief in dem Gebirge welches die Kernmark von Ost nach West trennt. Der Eberstein, ein massiver Felsblock, ist der höchste Punkt Dorias. Nur von Felswacht und nur unter großer Mühe zu erreichen, ragt er nochmal über alle anderen Berge im Umland empor. Nach Süden fällt das Land steil ab. Derjenige aber, der seinen Kopf gen Süd wendet, sieht auf die Reichshauptstadt Tavorn hernieder, die in ihrer Pracht zu Füßen der Hänge liegt.
Schroffe, kahle Felswände, welche hier und dort mit einzelnen verkümmerten Bäumen und Sträuchern, sowie Flechten und dornigem Gestrüpp bedeckt sind, zeichnen das Landschaftsbild dieser unwirtlichen Region Dorias. Häufig bleibt der Schnee auch im Sommer an den Stellen liegen, die im Schatten eines Hanges nie direkt von den Sonnenstrahlen berührt werden. Einzelne wilde Bergziegen und Gämsen leben hier in den Felsvorsprüngen und ernähren sich von den kargen Erträgen der störrischen wilden Himbeere, welche ungeachtet von Fels und Stein dort sprießt. Ein beschwerlicher Aufstieg und trügerische Pfade an steilen Klippen erwartet jene, welche sich auf den Weg machen, diese Gegend zu erforschen und schon manch unvorsichtiger Wanderer stürzte zu Tode, aufgespießt durch spitze und schroffe Steinnadeln, welche sich bedrohlich aus dem Berg gen Himmel schrauben. Doch nicht nur die Umgebung ist eine ständige Bedrohung, auch riesige Raubkatzen, welche als Luchse bekannt sind, suchen nach Beute und nur allzu gerne jagen diese Tiere, von der Größe eines Hundes die hier so überlebenswichtigen Schafsherden. Ausgehungert sind diese Jäger unerbittlich, bis sie das Ziel ihrer Jagd gefunden haben, denn wer weiß wann es demnächst wieder solche Leckerbissen gibt.

In dieser Umgebung hat sich das Geschlecht derer von Eberstein niedergelassen und herrscht über einen Flecken Dorias, welcher sogar im Vergleich zu anderen Felswächter Orten unbequem und fordernd ist. Der Sturm peitscht um den Berg und reißt die Unglücklichen in die Tiefe – Futter für die dort hausenden Krähen. Allein der Auf- als auch der Abstieg sind ein Glücksspiel und alle Reisenden beten inbrünstig zu den Greifen, dass sie nicht die Nächsten sind, welche durch die immerzu gierigen Sturmböen fortgerissen werden. So verwundert es kaum, dass die vermutlich frommsten und gläubigsten Einwohner dieses Fürstentums in Eberstein zu finden sind. Schon immer lebten Hirten in den unwirtlichen Berglanden Felswachts, doch erst der damals junge Boris der Fromme, der Begründer der Ebersteiner Linie, lenkte ihre stumpfsinnigen Dankessagungen, an allerlei Götzen und abergläubisches Gezücht, hin zum wahren Glauben an die Greifen. Zwei Generationen später ist Eberstein eine Bastion ungebrochenen Glaubens an die Greifen und an Uhn, den Altvorderen. Ein prächtiger Vorbau ziert den Höhleneingang zu einer Kultstätte ungeahnten Ausmaßes. Über zwei Dutzend Priester sind hier stets vor Ort.

Die Quellen


Eine weitere Besonderheit sind die heißen Quellen, welche ausnahmslos in ganz Doria, nur hier in den Bergkämmen Ebersteins zu Tage treten. Und so mag es doch verständlich scheinen, dass all den Gefahren zum Trotz jedes Jahr ein beachtlicher Teil an Dorianern die Risiken auf sich nimmt, um der heilenden Quellen warmes Wasser zu genießen. Es gibt mehrere öffentlich zugängliche Bassins, teilweise in ausgebauten Höhlen. Typischerweise ziert eine Skulptur der Greifenmutter den Eingang und gebietet alle Eintretenden zur Ruhe und Andächtigkeit. Zwei große unterirdische Becken liegen im Brocken Eberstein selbst – jeweils eines über die Feste des Junkers, das andere über den großen Tempel erreichbar. Ein verschlossener Gang im Fels verbindet angeblich beide Badeanlagen, aber für gewöhnlich bleiben die Türen verschlossen, damit die Junkersfamilie von wohlhabenden Pilgern, welche im Tempel gegen Spende im Wasser ruhen, ungestört baden kann. Jene die sie nutzen, schwören, dass ihre Beschwerden wie Kopfschmerzen oder andere Verspannungen fortgespült werden, an diesem von den Greifen erfüllten Ort. Die Wände sind mit Marmor ausgekleidet und spiegeln die Pracht des Tempels und die Herrlichkeit des Glaubens wieder. Es gibt keine Trennung der Geschlechter, Tiere sind unerwünscht.


Der Tempel


Der große Tempel liegt auf einer kleinen Steinterrasse und ist direkt an den massigen Fels gebaut, lediglich die Burg des Junkers ist noch einige Meter höher gelegen an der Wetterseite des Ebersteins. Hier oben blasen die unbarmherzigen Winde allzeit und manch einer meinte schon die Stimmen der Hypogreifen zu hören, wenn er – vom Sturmbrausen halbtaub – in den Innenhof der massiven, überdachten Tempelanlage trat. Marmor und edle Hölzer schmeicheln dem weit gereisten Ritter, der betuchten Kaufmannswitwe und jedem Pilger der die Reise auf sich genommen hat. Die meisten Räumlichkeiten sind der hier zahlreichen Priesterschaft vorbehalten, aber der Zugang zum Bad ist jederzeit möglich. Ein Durchgang führt in eine weitere natürliche Höhle, der Stein ist hier unbehandelt und ganz am Ende findet sich ein Schrein für die Greifen, welcher mit Felsskulpturen und anderen Zeugnissen des Glauben vereint ist, um auch an diesem abgelegen Ort die Greifen angemessen zu verehren und zu würdigen. Prächtige Statuetten von reisenden Steinmetzen und Bildhauern aus Kalkriese oder Narfur legen Zeugnis ab, über die religiöse Ergebenheit aller Dorianer, die diesen Ort aufgesucht haben. Boris der Fromme soll an diesem Ort einen ganzen Tag im Gebet verbracht haben, bevor er die Berghirten zu sich rief und ihnen den wahren Glauben der Greifen brachte. Die Übereinstimmung mit der sagenhaften Höhle in der Jorvan, der erste Ritter Dorias, der Legende nach viele Tage in Andacht verbrachte ist verblüffend, aber da weder besagter Bär noch Wölfe aus der Erzählung in diesen Höhlenlage anzutreffen sind, lehnt die Ritterschaft diese Vermutung weitestgehend ab.
Bei einem Todesfall versammeln sich die Einwohner des umliegenden Dorfes – welches sich über wenige befestigte Steinterrassen zieht und aus an die Felswände gemauerten Steinbarracken besteht –hier und verbrennen den Verstorbenen. Vor der reich geschmückten Wand, wird auf einem erhöhten Altar der tote Leib entflammt und Flackern erfüllt die Höhle während dichter Ruß zu einer natürlichen Öffnung im Fels emporsteigt. Laut dem Glauben der Ebersteiner schwebt die Seele des Verstorbenen mit dem Rauch auf, welcher sich an der Höhlendecke sammelt und dann nach außen zieht um mit dem tosenden Wind auf dem Uhn reitet von ebendiesem ins Reich der Greifen geleitet zu werden.


Das Dorf Underberg und die Baumeister


Diejenigen welche sich aufmachen diesen Ort trotz der Gefahren durch Sturm und Luchs zu besuchen, müssen zuerst die untere Wachstation aufsuchen. Hier, inzwischen lauter Obsthainen, welche von der Bevölkerung aus dem etwas höhergelegenen Dorf Underberg bewirtet werden, beginnt der mühsame Aufstieg. Am ersten Punkt sind zwei Hütten, in denen drei der Waffenknechte des Junkers von Eberstein Wache halten. Diese Anzahl reicht längstens aus, das schwere Steintor und die tiefe, von Sturzbächen gefräste Klamm davor zu verteidigen, denn Brücke und Durchlass im Fels sind gerade groß genug für einen kleinen Eselskarren. Selbst ein Angreifer welcher die Wachen überwältigen könnte, müsste den schwierigen Aufstieg ohne das Wissen der dortigen Wachleute wagen und würde dabei unweigerlich schwere Verletzungen oder gar den Tod riskieren.

Die erste Sicherheitssperre ist besagte Schlucht am Fuße des Berges, welche nur mit Hilfe eines ausgeklügelten Systems von Flaschenzügen und Gegengewichten überquert werden kann. Der Vater des jetzigen Ebersteiner Junkers Marius, Boris von Eberstein, hatte zu seiner Zeit als Junker im Austausch für Frondienste erfahrene Handwerker und Ingenieure angeworben, welche ihm diese Konstruktion ermöglicht hatten. Dorianisches Genie hatte dafür gesorgt, dass nur eingeweihte Männer und Frauen in der Lage waren, die Schlucht zu überbrücken und die aus drei Teilen bestehende Zugbrücke begehbar zu machen. Wie sie funktioniert ist nur in Grundzügen bekannt und sämtliche Eingeweihte haben geschworen dieses Geheimnis ins Grab zu nehmen oder an ihre Nachfolger weiterzureichen. Die Baumeister haben sich selbst in einer Gilde in Underberg organisiert und nur wenige Auserwählte werden in die Geheimnisse der Konstruktion vollends eingeweiht. Sie gelten als die besten ihres Faches und werden im ganzen Reich für ihre Kunst geschätzt. Ein weiteres großes Werk ihrer Fähigkeit steht in Hornstett: Ein Lastenkran, der mittels zweier Ochsen betrieben, mehr als das Eigengewicht der Tiere über hundert Fuß hoch auf das Hochplateau befördert, womit erstmals die Belieferung mit einem Ochsenkarren zur Hauptfeste überhaupt möglich wurde.

Derjenige welcher es über diese Kluft geschafft hat, muss sich nun daran machen den beschwerlichen Bergpfad nach oben anzutreten. Wenn es anfangs auch noch einfach und beschaulich wirkt, wird man spätestens auf der Hälfte den schneidenden Wind zu spüren bekommen, welcher mit ansteigender Höhe weiter zunimmt. Im Winter ist es fast unmöglich die Kluft zu überqueren und den Aufstieg zu wagen, zu groß ist die Gefahr von Schnee- und Gerölllawinen. Wenn dieser sich schlängelnde Pfad sein Ende erreicht ist man in Underberg, ein Teil von Eberstein welches auf einem Felsplateau gebaut wurde. In diesem Abschnitt sind die meisten Bewohner Ebersteins untergebracht und hier sind auch die Gehöfte, in denen die Familien Hühner, Ziegen, Schafe und Schweine halten. Größere Nutztiere wie Milchkühe oder Rinder sind schlicht und ergreifend zu gefräßig und zu groß um überhaupt gehalten werden zu können. Man speist vorwiegend Eier, Schafs- und Ziegenkäse, deren Milch sowie Pilze. Das Wasser der heißen Quellen entspringt weiter oben aus dem Berg und passiert das Plateau, sodass niemand sich sorgen machen musste über den Bau eines Brunnens oder einer Zisterne. Ist die Bevölkerung auch arm, so können sie ihre Nahrung doch mit Salz würzen, welches hier, bei Weitem nicht so ertragreich wie in Tiefengrund aber dennoch ausreichend, aus den Bergen gewonnen werden kann und für den Junker die einzige nennenswerte Einnahmequelle ist. Ein kleines Gasthaus dient als Unterkunft für die Händler und Pilger. An besonders schönen Tagen kann es sein, dass der Sturm kurzzeitig abebbt, um den Anwesenden eine herrliche Sicht über Dorias Norden zu gewähren. So manch einer behauptet, dass er sogar die große Mauer in Wernerstein sehen konnte, so gut soll die Aussicht gewesen sein.


Die Feste


Die eigentliche Heimstatt des Junkers, der Tempel, vereinzelte Hütten und die heißen Quellen liegen noch ein Stück weiter oben am Berg. Der Aufstieg der von Underberg erfolgt, ist anstrengend und die Muskeln unerfahrener und ungeübter Bergsteiger ächzen vor Belastung durch die schweißtreibende Steigung. Wenn der Eifrige doch dann dem Sturmgetöse getrotzt und den Berg bezwungen hat und keinem der umherirrenden Luchse zum Opfer gefallen ist, findet er sich inmitten windverformter Hütten wieder und blickt auf die Tempelpforte. Sollte er den Junker aufsuchen wollen, so muss er nochmals einige Stufen emporklettern und sieht sich der letzten Hürde gegenüber: Eine steinerne Brücke spannt sich über eine weitere Schlucht und der Sturm ist so stark, dass er schwache und unvorsichtige Geister hinwegfegt. Die Brücke ist anderthalb Schritt breit und mindestens acht lang, eine natürliche Felszunge, welche sich über den Abgrund spannt. Auf der anderen Seite ist eine in den Stein getriebene Hütte in der die Waffenknechte Wache halten und den Eindringling mit Speer oder Pfeil auf der Brücke leicht bezwingen können. Der Unglückselige, welcher dies vorhat, stürzt in einen grausamen Tod, denn wenn er nicht durch den Aufprall stirbt, verendet er wie ein hungerndes Tier, denn kein Ausweg bleibt aus dem Abgrund. Wer diese einschüchternde Falle überwindet, steht vor der kleinen, aber imposanten Burg des Herrn über Eberstein, einer ebenfalls aus dem Fels gehauene Wehrbehausung, welche in einer weiteren Felshöhle in Schutz liegt.


Die Junkersfamilie


In der Burg leben zum jetzigen Zeitpunkt der Junker Marius von Eberstein, seine Frau Anke von Eberstein, geboren als Wolfenfurt und Schwester des Junkers Magnus von Wolfenfurt. Außerdem die Tochter Hilda, die Erstgeborene – welche unlängst verheiratet sein sollte, da sie zwar würdig ihres Vaters Beispiel am Sinn für die Führung eines Junkerats folgt, aber ohne Ritterwürden oder adeligen Gemahl nicht als Erbin in Frage kommt. Ihr Vater hat sämtliche ihrer Freundinnen der Burg verwiesen, da er den Umgang mit ihnen dafür verantwortlich macht, dass seine Tochter bisher jeden ehrbaren Heiratskandidaten zurückgewiesen hat. Rufus von Eberstein, Zweitgeborener, zieht als fahrender Ritter durch Doria, während der jüngste Nachkomme derer von Eberstein, Mathias von Eberstein aufgrund seiner magischen Begabung in die Magiergilde von Tavorn berufen wurde. Sein Verbleib ist, nach der großen Tragödie die einen Großteil der Magier im Zusammenhang mit dem Ausbruch des Cornaks ereilt hat, ungeklärt.
Eberstein erlangte traurige Berühmtheit durch den Tod eines von dort stammenden Ritters. Der unter dem Namen Ser Friedrich von Eberstein bekannte Bruder des Junkers Marius, fiel einem ausländischem Schlächter, der nur als der „Pfähler“ bekannt war, zum Opfer. Gemeinsam mit seinem Knappen, heute Ser Wibrecht von Hornstett, und Ser Richard von Goht, damals von Falkenstein, erretteten sie tapfer die Jungfer Marion von Tiefenbrunn. Die südlichen Grenzlande Kalkrieses war allerdings dieser Tage von Unruhen erschüttert und noch am darauffolgenden Tage unterlag Ser Friedrich einem neuen Feind, als dieser ihm feige im eigenen Todeskampf mit einem vergifteten Dolch stach. Junker Marius von Eberstein ordnete daraufhin eine einwöchige Trauerzeit an, um den hinterhältig ermordeten Ser Friedrich die letzten Ehrbezeugungen zukommen zu lassen.


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